Welche Droge passt zu mir?

von Kai Hensel 

Schauspielmonolog


»Ich rate Ihnen dringend, dringend zum Kauf eines Ziehröhrchens!«

 

In Vorstadt-Tristesse gefangen, kommt Hausfrau Hanna zu der Erkenntnis: Wenn Drogen nur schlecht wären, würde keiner sie nehmen. 

 

Hanna ist jung und hat eigentlich alles, um im Leben anzukommen. Ein hübsches Haus, einen sportlichen Mann mit Leitungsposten in der Privatwirtschaft, einen Sohn auf dem Gymnasium und sie hat – dummerweise – einen IQ von 126. Mit dem antiken Philosophen Seneca im geistigen Tornister weiß sie: »Nur Kleinmütige und Schwächlinge wählen den sicheren Pfad. Der Held geht über Gipfel.« Leider wohnt sie im Flachland. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, es braucht bloß eine Entscheidung, der Rest folgt dann von selbst.

 

Eines sollte aber nicht vergessen werden; Drogenkonsum ist vor allem Ausdruck von Selbstdisziplin. Hanna beamt sich nämlich nicht einfach weg. Sie wird zur Travelexpertin für Kurztrips raus aus dem Alltag! In ihrer Vortragsreihe: »Welche Droge passt zu mir?« gibt sie ihre Erfahrungen gerne weiter. Heiter und gutgelaunt vermittelt sie mit profunder Kenntnis und frei von ideologischen Scheuklappen Einblicke in eine Welt, die den Wagemutigen und Tüchtigen offensteht. Frei von kleinlichen Bedenken kann jeder sich nach Herzenslust selber zu Grunde richten

Der gebürtige Hamburger Kai Hensel arbeitete nach seinem Abitur unter anderem als Werbetexter, Barkeeper, Tellerwäscher und Museumswärter. Ab 1990 arbeitete Hensel 2 Jahre als Regisseur am Theater Lübeck und schrieb Drehbücher für Fernsehfilme und -serien, wie »Alarm für Cobra 11«, »Die Männer vom K3« und »RTL Samstag Nacht«. Für »Der Tag als Bobby Ewing starb« erhielt er 2005 den Max-Ophüls-Preis als bester Film, »Kismet« wurde für den Bundesdrehbuchpreis nominiert. Sein erstes Bühnendrama war der Monolog »Klamms Krieg«; es wurde 2000 am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt, ist mit über einhundert Inszenierungen das meistgespielte Stück im deutschsprachigen Raum, wurde 2002 mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet und war auch im TdA jahrelang im Spielplan. Kai Hensel lebt als freier Schriftsteller in Berlin.

 

In dem Stück »Welche Droge passt zu mir?« (Uraufführung 2003) beweist Hensel ein hellsichtiges Gespür dafür, wie sich der Drogenkonsum verändert – er wird normaler und damit auch alltäglicher. Selbstoptimierung liegt im Trend, besonders in der Mittelschicht. Denn hier wünscht sich jeder ein besseres, unabhängigeres, erfüllteres und erfolgreicheres Leben. So auch Hanna – Hausfrau, Mutter, Hausbesitzerin. Auch sie will unabhängig und frei sein, dazu braucht es Mut und die Erkenntnis: Wären Drogen nur schlecht, keiner würde sie nehmen. Aber: Man muss höllisch aufpassen, welche man nimmt, denn nicht jede Droge passt zu jedem Anlass und jeder Person. Es kommt immer auf die Umstände an. Hannas Umstände sind in letzter Zeit übrigens ziemlich mies: Läuseplage unter der Haut, ein Stapel unbezahlter Rechnungen und in der Ehe läuft es auch nicht richtig rund. »Welche Droge passt zu mir?« ist eine höchst lehrreiche Einführung in eine höchst vergnügliche Sache, deren Nebenwirkungen sich langsam zu großen Katastrophen auswachsen.

 

Wiederaufnahme 23.9.2023 / Kaisersaal

Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb, Berlin

Dauer der Vorstellung: ca. 1 Stunde 25 Minuten (ohne Pause)

Dauer der Schulvorstellung: 45 Minuten

Teaser

BESETZUNG 

Hanna: Kerstin Slawek 

 

KÜNSTLERISCHE LEITUNG

Regie: Dorotty Szalma 

Ausstattung: Dorotty Szalma / Mark Späth 

Dramaturgie: Gerhard Herfeldt / Roman Kupisch 

TEAM BÜHNE 

Hospitanz / Produktionsassistenz / Soufflage: Adrian Kajtazi / Noah Jescheck 

Maske: Jaclin Kaufmann Hochmuth 

Requisite: Justin Harwardt 

Ankleiderin: Maria Quade 

Technischer Direktor: Andreas Lerch 

Theatermeister: Veikko Poitz 

Beleuchtungsmeister: Ronald Gehr 

Bühnentechnik: Peter Christeleit, Sebastian Franz, Christian Köppe, David Schleef, Ralf Thalis 


Kritiken und Pressestimmen

Volksstimme | 28. September 2023 | Aud Merkel

»Im Widerstand gegen Hannas Argumentationen muss der Zuschauer ständig selbst einordnen und prüfen. Niemand geht ihr auf den Leim, vielleicht für kurze Momente. Das funktioniert für Erwachsene genauso gut wie für Heranwachsende. So geht das TdA mit einer gekürzten Version als Klassenzimmerstück auch in die Schulen der Altmark. Gerade für Jugendliche ist es wichtig, die Doppelmoral bei Erwachsenen in Bezug auf Drogen und Alkohol zu entlarven. Sind sie doch einer Umgebung mit ambivalenten Rechtfertigungen ausgesetzt. Hier leistet Theater vielleicht mehr als ein Präventions-Workshop.« 

 

Altmark Zeitung | 26. September 2023 | Thomas Pfundtner

»Kerstin Slawek weckt mit ihrer fesselnden Interpretation der bildhaften Sprache des Textes die Fantasie des Publikums. 90 Minuten wird es zwischen ungläubigem Staunen, Entsetzen und gezwungenem Lächeln hin- und hergerissen.«